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 Wissenswertes rund ums Pferd

Pferde spiegeln ihre Menschen

In den vielen Jahren meiner praktischen Tätigkeit mit Pferden und Menschen habe ich immer wieder erlebt, dass Pferde ihre Besitzer regelrecht spiegeln bzw. emotionale Lasten bis hin zu Krankheitssymptomen für sie tragen. Zunächst konnte ich mir das gar nicht vorstellen und es hat relativ lange gedauert und vieler erlebter Beispiele bedurft, bis ich dieses Spiegeln und Tragen bewusst wahrgenommen habe. Ich begann Bücher zu diesem Themenkomplex zu lesen, recherchierte im Internet und fand sogar wissenschaftliche Studien dazu.

 

Warum machen Pferde das?

Wie und warum funktioniert das?

 

Als Beutetiere sind Pferde seit Millionen von Jahren darauf geeicht, winzige Veränderungen in der Körperspannung ihres Gegenübers zu erkennen. Jedes Erhöhen des Energieniveaus durch vermehrte Anspannung wird registriert. Entspannung ebenso. Die Pferde reagieren entsprechend darauf. Sie selbst verständigen sich im Herdenverband fast ausschließlich durch Körpersprache. Diese ist im Gegensatz zu unserer Wortsprache immer authentisch. Körpersprache lässt sich kaum verstellen. Körpersprachler sind immer echt oder – wie der Fachbegriff heißt - konkruent (innen und außen gleich). Pferde sind außerdem grundsätzlich wertfrei. Es interessiert sie nicht, warum jemand sich so und so verhält. Sie reagieren immer auf das, was sie wahrnehmen – und damit auf das, was gerade ist. Hinter ihren Körpersignalen verbirgt sich keine versteckte Absicht. Sieselbst können über die unbewussten Körpersignale des Menschen wahrnehmen, wie es wirklich in ihm aussieht. Da jedes Verstellen, Verbergen von Gefühlen einen erhöhten Energieaufwand bedeutet und gleichzeitig innen und außen dann nicht mehr stimmig ist, reagieren Pferde auf solche Menschen mit Irritation, Verweigern, Weglaufen etc. Über das Ablesen ihrer Reaktion bekommt der Mensch also Botschaften über sich selbst. Bei Menschen, die sie näher kennen, registrieren Pferde augenblicklich jede kleine Veränderung in der Körperhaltung. Damit können Sie uns perfekt lesen.

 

Nicht zuletzt deshalb werden Pferde zur Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften und zur Therapie bei psychischen Problemen des Menschen eingesetzt.

 

Wir Menschen dagegen haben schon als Kind gelernt, was Pferde niemals können und auch niemals verstehen werden, uns zu verstellen. Wer erinnert sich nicht an eine dafür typische Situation? „Warum guckt Papa so traurig? Hat er Kummer?“ „Nein, er ist nur müde!“, antwortet die Mutter, die nicht will, dass das Kind mit den Problemen der Eltern belastet wird. So lernen Kinder, ihren eigenen Wahrnehmungen (das Wahre nehmen!) nicht zu trauen und lernen gleichzeitig, eigene Gefühle zu verbergen. Schnell wird das Sich-Beherrschen, Verstellen, Schauspielern und etwas anderes zu sagen als man meint zur Selbstverständlichkeit. Treffen wir einen Erwachsenen, der kongruent ist, sind wir irritiert, denn für uns ist das „Verfälschte“ schon normal geworden.

Pferde legen all unsere Schwächen offen

 

In der Literatur wird es an vielen Stellen beschrieben: Reiten stellt den Menschen auf dem Pferderücken bloß! Ängste und körperliche Einschränkungen kommen ebenso zutage wie seelische Nöte und verborgene Traumata.

 

Aber Pferde können noch mehr: Fast jeder Reiter kennt das Phänomen, dass man sich einfach besser fühlt, wenn man aus dem Stall nach Hause kommt. Viele können ohne Pferde nicht mehr sein. Warum? Weil Pferde unser Leben positiv verändern. Sie machen uns aufmerksamer, in uns ruhender, ausgeglichener, kurz: glücklicher. Oft nehmen Pferde uns einen Teil unseres eigenen Leids, unseres Kummers ab. „Meine Sorgen sind im Stall wie weggeblasen“, höre ich oft und habe es auch an mir selbst erfahren.

 

Manchmal übernehmen Pferde sogar unsere Krankheitssymptome, um uns darauf aufmerksam zu machen oder damit wir unsere Krankheit besser ertragen können.

 

Wie funktioniert das?

 

Wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA belegen, dass alle Herden-/Schwarm- und Rudeltiere in der Lage sind „den Schmerz des Einzelnen auf die Gruppe zu verteilen“, damit es „tragbar“ wird und die Gruppe in möglichst starker Zahl überlebt. Erst wenn die Probleme eines Einzelnen zu groß werden, wird dieses Individuum gnadenlos ausgegrenzt damit das Überleben der Gruppe nicht gefährdet wird. Deshalb eignen sich alle Wirbeltiere aus sozialen Gruppen (Hunde, Delphine, Pferde, Papageien etc.) als Co-Therapeuten. Pferde insbesondere, weil sie als Friedtiere über Jahrmillionen nicht nur eine ausgefeilte Körpersprache, sondern auch ein „Lesen können in der Aura des Anderen“ entwickelt haben. Nachgewiesen sind in diesem Zusammenhang sog. Spiegelneuronen im Gehirn von Wirbeltieren. Sie sind u.a. wichtige Bestandteile des „Lernens“, aber auch Teil unbewusster Kommunikation und Übertragung von Symptomen.

 

In Japan wurde eine spezielle Fototechnik entwickelt, mit der man Aura sichtbar machen kann. Anhand solcher Aufnahmen wurde deutlich, dass die Aura von Pferden eine Art energetische „Seifenblase“ rund um das Pferd ist – mit einer klaren Abgrenzung nach außen. Für das Beutetier Pferd ehemals ein wichtiger Sensor, um noch in letztem Moment vor dem Raubtier flüchten zu können, wenn es sich unbemerkt heranpirschen konnte. Denn das „Anstoßen an die Seifenblase“ spürt das Pferd. Wir Menschen dagegen besitzen eine Aura, die nach außen im lichter wird und eher einem diffusen Nebel gleicht.

 

Dadurch, dass wir uns vom Pferd „tragen lassen“ wird der Effekt des Lesen Könnens noch verstärkt. Den meisten Pferdefreunden wird dieser automatisch ablaufende Prozess nie wirklich bewusst.

 

Als ausgebildete Chakratherapeutin weiß ich, dass wir uns als Reiter nicht nur innerhalb der „Seifenblase“ des Pferdes befinden, sondern mitten in seinem Herzchakra sitzen. Dadurch fühlt es unsere Schmerzen/Probleme etc. fast so als seien es die eigenen. Das Pferd ist mit seinem Herzen dabei sozusagen. Es kann uns komplett „lesen“, so als ob man einen beschriebenen Stick in einen Computer steckt und damit automatisch Zugriff auf alle darauf befindlichen Dateien hat. Und es kann sich nicht davor verschließen, dass der auf ihm sitzende Mensch seine Energien (kranke oder gesunde) überträgt. Das ist deshalb bei keinem anderen der o.g. Tiere so intensiv.

 

Deshalb besitzen wir in Bezug auf das Pferd auch eine ganz besondere Verantwortung. Nur wer mit sich im Reinen ist, in sich ruht, ausgeglichen ist, kann ein guter Pferdemensch sein. Alle anderen werden – meist ohne es zu wissen – von den Pferden „therapiert“. Deshalb halte ich es für unsere Pflicht, unseren seelischen Mülleimer zu leeren bevor wir den Stall betreten. Oder hätten Sie selbst Lust, tagtäglich von jemandem besucht zu werden, der immer wieder dieselben Sorgen, Ängste und Probleme bei Ihnen ablädt? Von solchen Menschen distanzieren wir uns meist nach einiger Zeit, doch das Pferd hat dazu keine Chance.

Die Fahrt zum Stall ist eine gute Gelegenheit, sich bewusst herauszulösen aus der täglichen Gedankenmühle all des Negativen, mit dem wir unser Unterbewusstsein beschallen. „Gedankenhygiene“ lautet das Stichwort. Man kann es lernen! Hilfreich dabei können beispielsweise Hörbücher sein, die man auf dem Weg zum Stall abspielt. Sehr empfehlen kann ich z.B. „Sorge Dich nicht, lebe!“ oder „Krankheit als Weg“. Damit vermeidet man gleichzeitig ein Phänomen, das fast jeder Reiter kennt. Man kommt hektisch und ausgepowert in den Stall. In dieser Verfassung gleich mit dem Training zu beginnen, funktioniert erfahrungsgemäß nie. Dann kommen wir am besten erst einmal runter, indem wir das Pferd in Ruhe putzen (sozialer Körperkontakt!),vielleicht erst einmal mit ihm ein wenig spazieren gehen und dann gucken, was geht. Oder wir tun eben schon vorher ein wenig für uns selbst.

 

Pferde erziehen uns zu besseren Menschen

 

Meine Seminare beinhalten den Aspekt des Spiegelns eigentlich schon immer. Wenn ich Pferdegesundheitstrainer oder Therapeuten ausbilde, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als für die Schüler die Reaktion der Pferde zu interpretieren. Nicht immer ist das, was sie da hören, angenehm, legt es doch die eigenen Schwächen schonungslos offen.

 

Wir sind gezwungen, uns den Pferden anzupassen, wenn wir deren Reaktionen verändern wollen. Und dabei ändern wir uns zwangsläufig selbst. Nur so können wir die Pferde veranlassen, mit uns als Reiter, Trainer oder Therapeut einen neuen Weg zu gehen. Damit sind nicht nur Richtung und Geschwindigkeit bei der Bodenarbeit oder unter dem Sattel gemeint, sondern auch neue Wege beispielsweise in einer Rekonvaleszenzphase, wenn Pferde, die sich infolge von Schmerzen Schonhaltungen angewöhnt haben, wieder an- oder umtrainiert werden. Hier kann der Mensch mit dem festen Glauben an Besserung, freudiger Motivation und herzlicher Rücksicht oft wahre Wunder vollbringen.

Mir persönlich haben die vielen kranken, lahmen und nicht mehr reitbaren Pferde, mit denen ich mich beschäftigt habe, die besten neuen Wege gezeigt. So wie ein behindertes Kind weniger eine Last denn eine Freude für die ganze Familie darstellt, wenn jeder es als Chance für die eigene persönliche Entwicklung sieht.

 

Ein besseres Leben dank der Pferde

 

Pferde können uns sogar helfen, unser eigenes Leben besser in den Griff zu bekommen. Ganz oft lösen die Menschen plötzlich eigene schwierige Lebenssituationen, wenn Sie sich auf eine ganzheitliche Behandlung ihres Pferdes einlassen. Viele schreiben mir im Nachhinein, dass Sie durch die Therapie ihres Pferdes für sich selbst neue Wege erkannt haben. Das geht immer dann, wenn wir uns darauf einlassen, offen zu sein für die Botschaften der Pferde. Durchlässig genug, um es in der Reitersprache zu formulieren. Dann gewinnt das Leben plötzlich immer mehr an Leichtigkeit. So wie das Reiten immer mehr an Leichtigkeit gewinnt, wenn sich echte Durchlässigkeit (und keine erzwungene Imponierhaltung) einstellt. Eine Durchlässigkeit, die über die Körpergrenzen der beiden Wesen (Mensch-Pferd) hindurchfließt, beide zu einem Wesen verschmelzen lässt. Dann ist Reiten wirklich das Glück auf dem Rücken der Pferde. Und deshalb sehe ich das Spiegeln der Pferde heute als Segen, auch wenn es mir anfangs Angst gemacht hat.

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